Fortschrittliche Innovation oder wirres Hirngespinst?

Rund um neue Technologien sprießen stets frische Ideen und Geschäftsmodelle aus dem Boden. Manche bringen die Branche entscheidend voran, andere entpuppen sich als praxisuntaugliche Utopie. Aber nicht selten erwies sich später als bahnbrechend, was zunächst belächelt wurde. In der Elektromobilität ist das nicht anders und ich finde es oft interessant, mitunter amüsant, aber immer spannend zu beobachten, welch ungewöhnliche Denkansätze findige Köpfe entwickeln können.

Vor kurzem bin ich auf SPIEGEL ONLINE gleich über zwei Artikel gestolpert, die sie sich mit der möglichen Zukunft des Aufladens von Elektroauto beschäftigen.

Sirri Karabag aus Hamburg entwickelte eine Ladesäule, die auf Kabel verzichtet und stattdessen ein Magnetfeld aufbaut. Durch eine Ladeplatte, die hinter dem Nummernschild wird elektrische Energie erzeugt und in der Batterie gespeichert. „Autofahrer nervt das Tanken. Das ist auch bei Elektroautos so. Das Rumhantieren mit dem langen Kabel ist lästig“, sagt Karabag. Deshalb kam er auf die Idee, eine kabellose Ladesäule auf den Markt zu bringen. Sein größter Kunde ist der Flugzeugbauer Airbus. Rund 30 Elektrofahrzeuge hat das Unternehmen in seiner Fahrzeugflotte.

Für Karabag ist auch die öffentliche Hand ein möglicher Abnehmer. Die induktive Ladesäule eigne sich perfekt für Carsharing-Anbieter in deutschen Großstädten. Dass die induktive Ladesäule von einem kleinen Hersteller kommt, ist typisch für die Elektromobilität. Große Hersteller scheuen noch die Risiken, denn die Technik gilt als noch nicht ausgereift.

Noch weit ungewöhnlicher ist der Ansatz von André Brößel, einem deutscher Architekt mit Sitz in Barcelona. Geht es nach ihm, steckt die Zukunft der Energiegewinnung in einer Glaskugel. Ein transparente Ball mit destilliertem Wasser gefüllt, bündelt Lichtstrahlen, deren Energie sich in Strom umwandeln lässt. Brößel hat daraus das Energiegewinnungssystem Beta.ray entwickelt. Das System produziert grünen Strom und zwar Tag und Nacht. Die Strahlen werden im Brennpunkt bis um das 20.000fache verstärkt. Das so konzentrierte Licht wird dann in Strom umgewandelt.

Beta.ray soll dabei sehr effizient arbeiten. Brößel gibt an, dass sein Prototypen viermal so effektiv sind wie handelsübliche Solarzellen. Ein weiterer Clou ist das die Kollektoren auch bei diffusem Licht und sogar bei Mondschein funktionieren. Nachts wird aus Solarenergie dann „Lunarenergie“.

Beta.ray produziert nach Angaben von Brößel an einem normalen Tag in Deutschland ca. doppelt so viel elektrische Energie wie 8 Quadratmeter Photovoltaikmodule auf einem Garagendach. Der neue VW E-Golf oder der BMW i3 müssten trotzdem noch mehrere Tage angestöpselt sein, um einen leeren Akku komplett aufzuladen.

Praxistauglich ist dieses System damit noch nicht, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieses Konzept niemals eine Serienreife erreichen wird, aber möglicherweise haben wir in 10 Jahren auch alle eine Glaskugel auf unserem Carportdach.

Solange es Menschen wie Karabag oder Brößel gibt, ist mir um die Zukunft des Elektroautos nicht bange.

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