Heute in Berlin – RWE Säulen mögen mein Tesla Model S nicht

Das war ein Tag mit Hindernissen heute.

Zuerst steuerte ich die RWE Ladewsäule in der Luisenstrasse an. Diese war frei, nicht zugeparkt, aber es ist auch klar warum. Durch eine Baustelle ist dort derzeit die Parkmöglichkeit aufgehoben. Absolutes Halteverbot (auch für Elektrofahrzeuge). Warum werden die dann nicht vorübergehend stillgelegt und als nicht verfügbar in der App von RWE gemeldet?

Dann also in unmittelbarer Nähe in die Reinhardtstrasse. Welch ein Glück, der Parkplatz vor der Säule ist frei, nur leider ist der Verriegelungsstift an der Säule verhakt, so dass sich der Stecker meines Ladekabels (Lapp) nicht hineinstecken läßt. Ein Zustand, den ich vor zwei Wochen schon an zwei anderen Säule der RWE am Savignyplatz hier in Berlin hatte. Also noch einmal gestartet, zum Glück ist die Dichte der Ladestationen in Berlin Mitte sehr hoch, die nächste freie Säule (wieder RWE) laut der Plugsurfing App ist in der Behrensstraße, Taxihalteplatz direkt gegenüber, also recht praktisch.

Das Auto ließ sich problemlos anschliessen und begann auch sofort den Ladevorgang mit 32 A, kurz im Weggehen mit der Model S App gecheckt. Das Laden läuft. (Restreichweite nach der Fahrt von Hamburg heute morgen war 152 km und ich wollte ja am Abend wieder gemütlich nach Hause fahren) . Mit den 32 A Ladestrom (entspricht 22 kW Ladeleistung) geht das Laden von 350 km Reichweite in locker zweieinhalb Stunden (Siehe Beitrag: Ein wenig Physik – Teil 2).

Ich komme also um 17.30 gelassen zurück zum Fahrzeug und sehe eine Restreichweite von 256 km auf der Anzeige. Da hat der Ladevorgang einfach nach 45 min. aufgehört – So ein Mist denke ich, aber na ja, E-Mobilisten sind  als Pioniere geduldig und leidensfähig, muss ich halt weiter zu einer anderen Säule und noch ein wenig nachladen, damit ich nicht mit Tempo 70 km/h nach Hause muss, dass macht nämlich keinen Spass und auf der Strecke nach Hamburg selbst ist die Ladeinfrastruktur so dünne, dass ich lieber Berlin noch unsicher mache.

Bedingt durch den Verkehrsstillstand in Berlin Mitte (es ist der Nachmittag vor dem verlängerten Himmelfahrtswochenende versuche ich erst mal dem Stau zu entkommen und finde eine günstig an der Strecke gelegene freie Säule von RWE in der Flensburger Strasse. Anschliessen funktioniert, der Ladevorgang mit 32 A beginnt und ich gehe ins nahegelegenen Restaurant, um die Ladeweile sinnvoll zu verbringen. Nach dem schnellen Salat lese ich noch ein bißchen in dem Buch „Owning Model S „, was ich vor wenigen Tagen geschenkt bekommen habe (Für Tesla Interessenten und Besitzer durchaus empfehlenswert) und kontrolliere immer wieder mit der Model S App auf dem iPhone den Ladezustand. Und auf einmal wechselt der Ladestrom von 32 A auf 16 A, was auf eine Verdoppelung der Ladezeit hinauslaufen würde.

Ich zahle also schnell und gehe zum Auto, um zu prüfen, ob ich ggf. den Ladestrom im Fahrzeug wieder hochsetzen kann, aber es liegt an der Säule, diese gibt auf einmal nur noch 16 A ab. In solchen Fällen ist es besser, 5 min weiter zu fahren und die nächste 22 kW Säule anzusteuern, zumindest, dann wenn man keine Lust mehr auf Ladeweile hat.

Foto vattenfallDie Plugsurfing App (im übrigen meines Wissens die einzige App, die gleichzeitig Verfügbarkeiten von RWE und Vattenfall anzeigt) führt mich zu einer Vattenfall Säule in der Helmholtzstrasse, direkt vor dem Unternehmen iav, Partner für automotive engineering. Dank RFID Karte (inzwischen eine von 8 verschiedenen Zugangskarten, die ich mit mir herumtrage bzw. -fahre) von Vattenfall funktioniert alles problemlos (vorher habe ich die New Motion Karte getestet, die angeblich auch die Vattenfall Säulen freischalten soll, es aber nicht getan hat). Bin wirklich gespannt; wie die angekündigte nächste Version der plugsurfing App funktioniert, die mir dann mit einem Abrechnungspartner sowohl Zugang als auch Abrechnung bei RWE und Vattenfall sowie anderen Partnern verschaffen soll):

Während ich diese Beitrag schreibe ist die Restreichweite inzwischen auf 447 km (rated range) angestiegen, so dass ich jetzt bequem mit angenehmen 130 km/h den Weg nach Hamburg antreten kann.

Hier mein Fazit:

  • RWE: das reicht so nicht!
  • Vattenfall: Bitte öffnet Euch unbedingt für New Motion
  • TESLA: Wir brauchen endlich einen Supercharger zwischen Hamburg und Berlin.

 

Das Supercharger Netzwerk wächst

Auch wenn Tesla selber etwas übertreibt und in seiner Kundeninformation vom 6. und 7. Supercharger spricht, obwohl jetzt erst der 5. und 6. dazugekommen sind, so ist doch sichtbar, dass sich etwas tut und der 7. Supercharger in Lutterberg, auf der Strecke Hamburg Frankfurt steht auch kurz vor der Eröffnung.

Und die Aussage kostenlos von Norden nach Süden zu fahren ist auch etwas übertrieben, denn, um zum Supercharger hinzukommen, braucht man eine Komplettladung und am Ziel dann ebenso wieder, zumindest wenn man wieder zurückwill.

Trotz allem ist es möglich, für Energiekosten von knapp 30 € von Hamburg bis München zu kommen.

Die Route ist etwas ungewöhnlich über Magdeburg und mit 807 kmstatt 775 km auf der Standardroute der A7 nur unwesentlich länger. Auch die Fahrtzeit laut Google Maps ist mit 7  Std. 16 min. nur mit 8 min länger kalkuliert. Dazu muss man natürlich noch ca. 2 Stunden Ladezeit unterwegs rechnen.

Irx2Heute habe ich meine Ladeweile am Supercharger in Magdeburg während des Mittagessens verbracht. (90 % Batterieladung in ca. 60 min.)

Das ist der richtige Weg: Plugsurfing

Mittwoch abend hat das StartUp Plugssurfing GmbH mit der App Plugsurfing den ersten Preis auf dem Seminfinale des Telekom Innovation Contest gewonnen.

Zu Recht. Die App ist genau das was mir bis jetzt fehlt. Wenn ich zum Beispiel in Berlin unterwegs bin, musste ich bisher ständig zwischen der Vattenfall und der RWE Seite hin und her wechseln, um die Verfügbarkeit einer Ladesäule in der Nähe zu prüfen. Nun geht das und zwar überall über nur eine App zum Beispiel auf IOS .

Und der nächste Schritt ist angekündigt: Auch das Bezahlen soll einheitlich über diese Plattform laufen. Vorbei wäre dann die Zeit des RFID Kartenspiels, dass ich derzeit noch in meiner Tasche herumtrage.

Wenn dann noch der Aspekt der Ladeweile berücksichtigt wird, den ich gerade mit meinem Prototypen ladepunkt-finden.de propagiere, könnte ein Traum in Erfüllung gehen.

Ich kann den Gründern nur wünschen, dass alles klappt.  🙂

 

Und ich dachte immer AC/DC sei eine australische Hard-Rock-Band

Aber inzwischen mußte ich lernen, dass das auch die Bezeichnung eines aktuellen Machtkampfs im E-Mobilsektor ist.

AC steht alternating current, der englische Begriff für Wechselstrom.

DC steht für direct current, der englische Begriff für Gleichstrom.

Und damit auch für unterschiedliche Steckersysteme, bzw. bei gleichen Steckern teilweise unterschiedlicher PIN Belegung.

Normen und Ladestecksysteme, weltweit

Foto/Grafik: Phoenix Contact

Das gängige Laden mit Wechselstrom benötigt viel Zeit (natürlich auch in Abhängigkeit von der Leistung der Ladestation) und eignet sich damit nur bedingt zum Schnellladen. Das Laden mit Gleichstrom geht schneller, ist aber mit den am Markt erhältlichen DC-Ladesteckern schlecht handhabbar. Nun haben sich die deutschen Automobilhersteller auf den sogenannten Combined Charging System Standard CSS geeinigt.

Foto: GoingElectric

Folgende Petitition ist jetzt dazu auf dem Portal AVAAZ veröffentlicht worden.

An die deutsche Automobilindustrie: Ladesäulen für Elektroautos aus Steuergeldern müssen kompatibel sein

Ein Alleingang der deutschen Automobilhersteller mit dem neuen Combined Charging System (CCS) als drittem Standard wird derzeit zu Lasten der Steuerzahler geplant. Das nutzen nur VW und BMW. Mitsubishi, Kia, Nissan, Peugeot und Citroen nutzen CHAdeMO und Renault 43kW Wechselstrom.

Die mit Steuergeldern zu finanzierenden Säulen bieten nur für VW und BMW eine Lademöglichkeit. Für wenige Euro mehr könnten 2 weitere Stecker und das passende Protokoll in jede Säule für alle Fahrzeuge integriert werden. Die deutschen Autolobbyisten denken bei der Planung eher an die Förderung der eigenen Umsätze, daß darf jedoch nicht zu Lasten der Steuerzahler gehen. Gemäß dem britischen Vorbild sollte jede Säule unter ökologisch-ökonomischen Aspekten für alle nutzbar sein, notfalls muss eine Gesetzesvorlage her um um den Konkurrenzkampf mit Steuergeldern zu verhinern.“

Warum das ganze Hick Hack:

Damit neben Kurzstrecken auch größere Distanzen mit einem Elektrofahrzeug zurückgelegt werden können, bedarf es einer flächendeckenden Infrastruktur von Ladesäulen, etwa an Autobahnraststätten oder an Tankstellen. Da der Ladevorgang dort in möglichst kurzer Zeit abgeschlossen sein sollte, wird das Ladeverfahren mittels Gleichstrom favorisiert.

Genau deshalb hat Tesla die Supercharger auch als Konzept aufgenommen. Dort wird die Batterie mit einem speziellen Kabel direkt an den Gleichstrom der Ladestation angeschlossen, wobei die Ladegeräte des Fahrzeugs überbrückt werden

Im Gegensatz zum Laden mit Wechselstrom können dabei durch höhere Ströme von bis zu 200 A und einer Spannung von 850 V größere Leistungen übertragen werden. An einigen Autobahnraststätten gibt es schon heute Ladestationen mit dem DC-Ladeverfahren, die eine Schnellladung ermöglichen. Beim Kurzstreckenbetrieb in innerstädtischen Gebieten wird das DC-Ladeverfahren allerdings noch nicht eingesetzt, hier dominiert das gängige AC-Ladeverfahren.

Einige Fahrzeuge, die das Schnellladen unterstützen, sind  mit zwei „Vehicle Inlets“ ausgestattet: Sie haben zum einen ein „AC-Inlet“ für den AC-Ladevorgang und zum anderen ein „DC-Inlet“ für den DC-Ladevorgang. Diese Fahrzeuge haben somit zwei „Tankklappen“.

Tesla ermöglich seinen Kunden im Tesla Model S über ein und denselben Anschluss im Auto an den eigenen Schnellladestationen das Laden mit Gleichstrom und an den öffentlichen Ladesäulen mit Wechselstrom. Derzeit unterstützt Tesla aber noch nicht das CHAdeMO System, somit können Tesla Fahrer die öffentlichen Schnellladestationen mit Gleichstrom, die an einigen Autobahnraststätten vorhanden sind, noch nicht nutzen. Auch die Kabel der CCS Ladeboxen von BMW können deshalb im Tesla nicht  genutzt werden, aber das will ja BMW auch gar nicht, die Nutzung von Charge Now ist für nicht BMW Fahrer vertraglich ausgeschlossen.

Es bleibt also noch einiges zu tun, bis wir wirklich zu einem flächendeckenden für alle nutzbaren Angebot von Ladeinfrastruktur kommen.

Wann wird Benzin überflüssig?

Diese Frage stellt  das +3 Magazin der Süddeutschen Zeitung in der Ausgabe vom 02.05.2014.

Für mich ist Benzin inzwischen überflüssig geworden. Ich habe letztes Jahr Ende Dezember meinen Benziner gegen ein Tesla Model S ausgetauscht und dieses in den ersten vier Monaten nicht bereut.

Wenn ich rückblickend die typischen Fragen betrachte, die mir immer wieder gestellt wurden, zeigen diese auf, was einem Durchbruch noch entgegensteht.

Frage 1: Wie ist das mit der Reichweite?

Hier gibt mein Model S mit realistischen 300 bis 400 km Reichweite die Antwort. Wenn ich zurückfrage, wie oft denn mein Gegenüber im letzten Jahr mehr als 300 km an einem Tag gefahren ist, wird es in der Regel ziemlich still. Und selbst Strecken von 1.000 km/Tage habe ich inzwischen schon entspannt zurückgelegt. Mein eigener Reichweitenrekord liegt bei 475 km.

Ich bin mir sicher, dass erst Fahrzeuge mit einer Reichweite oberhalb 200 km den Durchbruch bringen.

Frage 2: Wo kann ich denn Strom tanken?

Hier kommt zuallererst natürlich der Gedanke an die heimische Steckdose. Der liegt nahe für Personen wie mich, die über ein eigenes Haus verfügen. Vielleicht auch noch für Personen mit einer Eigentumswohnung und eigenem Tiefgaragenplatz. Da lässt sich das in der Regel machen. Schwierig wird es für Mieter einer Wohnung und auf Reisen. Obwohl wir für Strom die am besten ausgebaute Infrastruktur haben, letztendlich können wir das Auto an jeder Steckdose laden, fehlt es hier. Und als Reisender auf langen Strecken, der schon häufiger auf Lademöglichkeiten außerhalb der eigenen Garage zurückgreifen musste, kann ich sagen, da muss noch was passieren, um die Akzeptanz zu steigern.

Es gibt zwar in Deutschland inzwischen ein gut ausgebautes Stromtankstellennetz, aber:

Entweder die Säule ist von einem Benziner zugeparkt, denn eine gesetzliche Regelung, die das sofortige Abschleppen zulässt, fehlt oder ich könnte zwar Strom laden aber darf es nicht, weil der Energiebetreiber es nicht zulässt.

Wir haben derzeit eine Kleinstaaterei wie im 18. Jahrhundert bei den Energiebetreibern. In Münster z.B. dürfen nur Kunden der Stadtwerk Münster laden. In anderen Städten haben sich Energiebetreiber zusammengetan und erlauben ihren Kunden gegenseitig das Laden, aber eben nur Ihren Kunden. So können z.B. Kunden der Energieversorgung Sylt in München bei den Ladesäulen der Stadtwerke München tanken. Wer aber in Hamburg oder Berlin wohnt hat keine Chance.

Und dann gibt es noch Städte wie Lübeck, in denen es nicht eine einzige öffentliche Ladesäule gibt.

Frage 3: Wie lange dauert das Laden?

Es kommt darauf an, kann ich da nur antworten. Und zwar zum einen auf die Menge und zum anderen auf die Leistung der Ladesäule. Außerdem hat der Ladezustand der Batterie noch Einfluß. Eine leere Batterie lädt schneller als eine fast volle.

Gut erklären kann ich das aber immer am Beispiel Ladezeit für 100 km Reichweite, bei einer fast leeren Batterie.

Wenn man als typischen Verbrauch mal 200 Wh/km ansetzt bedeutet dass, dass für 100 km Reichweite 20 kWh geladen werden müssen. Bei eine Säule mit einer Ladeleistung von 22 kW ist das somit weniger als eine Stunde Ladezeit, bei den Superchargern von Tesla mit bis zu 120 kW sind es 10 min. an der heimischen Schukosteckdose dagegen 5 Stunden.

Bei geschickter Planung spielt die Ladedauer zudem keine Rolle. Wenn man die „Ladeweile“ sinnvoll verbringt, tankt man sozusagen nebenbei.

Frage 4: Rechnet sich das ganze überhaupt

Ja kann ich da antworten, wenn bestimmte Rahmenbedingungen passen. Zu den Parametern gehören Fahrleistung und Anspruch an die Fahrzeuggröße und -qualität. Für mich überzeugend sind die Energiekosten von 4,13 €/100 km, die ich über die ersten 100 Tage und 15.000 km Nutzung meines Tesla Model S hatte.