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Was hat Popkorn mit E-Mobility zu tun – Ein Blick in die Zukunft

Lars Thomsen, Zukunfts- und Trendforscher  aus Zürich hat in einem Vortrag auf der 26. internationalen „Motor und Umwelt“-Konferenz der AVL List GmbH am 12. Sep. 2013 in Graz der Elektromobilität eine große Zukunft vorausgesagt. Dieses nicht zuletzt unter dem Eindruck der Erfahrungen mit dem Tesla Model S.

In der Zukunftsforschung interessieren Thomsen vor allem sogenannte Tipping Points : Punkte an denen Diskontinuitäten auftreten, Trends die nicht linear verlaufen sondern die das Potential haben, ganze Industrien zu verändern, sogenannte disruptive Entwicklungen.

Als plastisches Beispiel für einen solchen Trend führt er die Herstellung von Popkorn an, wo zuerst linear die Temperatur des Kochtopfs erhitzt wird und lange Zeit nichts passiert. Und auf einmal platzt das erste Maiskorn und dann zwei, dann vier oder fünf und dann exponentiell immer weitere, so dass kurz nach dem Platzen des ersten Maiskorns der ganze Kochtopf mit Mais gefüllt.

Also nach einer lange Zeit, die wenig Veränderungen bringt, explodiert auf einmal die Entwicklung innerhalb kürzester Zeit.

Und er sieht die Elektromobilität ähnlich verlaufen. So wie zum Beispiel einige andere Industrien.

  • Die Ablösung der Technologie von Monitoren und Fernsehern von der Röhre zum Flachbildschirm von 80 % auf 10 % Marktanteil dauerte 3 Jahre.
  • Die Ablösung der analogen Musik auf digitale Musik  dauerte ebenfalls 3 Jahre.
  • Bei der Ablösung der analogen zur digitalen Fotografie dauerte es ca. 4 Jahre bis die neue Technologie billiger und besser war als die alte.
  • Eine kWh Strom aus Photovoltaik kann inzwischen günstiger hergestellt werden als eine kWh Strom mit konventionellen Kohle- oder Atomkraftwerken.

Kernaussagen aus seinem Vortrag:

  • So wie Nokia als absoluter Marktführer im Handybereich 2007 Apple völlig unterschätzt hat und die Entwicklung zum Smartphone verschlief, so läuft unsere „traditionelle“ Automobilindustrie Gefahr Tesla und das „neue“ Konzept der Elektromobilität zu unterschätzen. (Was sagte Herr Piech auf dem Genfer Automobilsalon 2014 zu Tesla: „Dafür habe ich in meiner Garage keinen Platz“)
  • Produkthalbwertzeiten aus der Elektronik von unter einem Jahr strahlen auch auf den Automobilbereich ab. Je mehr Elektronik die Funktionalität eines Autos bestimmt, um so mehr muss sich diese an diesen Innovationszyklen orientieren.
  • Eine der Herausforderungen ist das Speicherproblem bei erneuerbaren Energien (hier ist Tesla mit der Giga Factory für Lithium Ionen Zellen auch wieder Vorreiter)

Lars Thomsens abschließende Einschätzung über die Entwicklung des Automobilmarkts in den kommenden Jahren sieht wie folgt aus:

  • Bis Mitte 2014 wird der Preis für Batterien unter 120$ pro kWh fallen, während die Zyklenkapazität von der derzeit ca. 1600 auf ungefähr 2400 steigen wird.
  • In den kommenden 1-2 Jahren werden mindestens 3 neue Automobilhersteller auf den Markt drängen, deren Wurzeln wahrscheinlich in der Elektronikindustrie liegen und mit ganz neuen Ansätzen und Innovationen überzeugen.
  • 2015 wird in den Märkten Nordamerika, Europa, Japan und China die 5% Hürde bei dem Absatz von Elektroautos übersprungen.
  • 2016 geht die Verbrauchernachfrage nach Wagen mit Verbrennungsmotoren spürbar zurück.
  • 2017 werden Batterien Kapazitäten besitzen und zu Preisen erworben werden können, die Elektroautos in der Herstellung billiger machen als vergleichbare Modelle mit Verbrennungsmotor.
  • 2017 wird der letzte Formel 1 Weltmeister gekürt.
  • 2018 kommt die Hybridtechnologie nur noch in Fahrzeugen zum Einsatz, die regelmäßig extrem lange Strecken zurücklegen müssen.
  • 2020 wird es erste politische Überlegungen geben, ob Menschen Autos überhaupt noch selbst fahren dürfen, oder man dies einzig und allein der Technik überlässt, um die Unfallrate drastisch zu reduzieren.